Wer im Churermodell unterrichten will, muss bereit sein, sein Schulzimmer umzustellen. Dies ist erst der erste Schritt – aber mithin der entscheide, denn die weiteren Schritte wie «Kurze Inputs im Kreis», «Lernen mit Lernaufgaben» und «Schülerinnen und Schüler wählen Lernaufgabe, Lernort und Lernpartner» folgen daraus. Mit dem Raum ändert sich der Unterricht und legt die Grundlage für ein pädagogisches Konzept, das den Erfordernissen des Lernens im 21. Jahrhundert gerecht werden kann.
Die Losung heisst: Weg vom frontalen Setting. Unterschiedliche Arbeitsorte mit unterschiedlichen Qualitäten ermöglichen es den Lernenden, unterschiedliche Perspektiven im Raum einzunehmen. Dies schafft Möglichkeiten, die eigene Lernsituation mitzugestalten. Durch vermehrte Partizipation werden die exekutiven Funktionen gestärkt. Gute Raumgestaltung gibt Orientierung und Anleitung und hilft, Ablenkungen besser auszublenden.
Andere Raumgestaltung lässt anderen Unterricht zu
Sind die Arbeitsplätze nicht mehr nach vorne ausgerichtet, hat dies Konsequenzen für die Unterrichtsführung. Die Inputs erfolgen im Kreis und dauern in der Regel nicht länger als 15 Minuten. Es werden Lernaufgaben vorgestellt und Voraussetzungen geschaffen, damit die Schülerinnen und Schüler über längere Zeit arbeiten können. Es gilt der Grundsatz: So viel Instruktion wie nötig und so viel Konstruktion wie möglich.
Die Schüler- und Schülerinnen können nicht nur Lernaufgaben wählen, die ihrem aktuellen Lernstand entsprechen, sondern auch einen passenden Lernort und Lernpartner. Die Lehrperson beobachtet und begleitet diesen Prozess. Damit ist klar, dass sich für jede neue Lernaufgabe die Frage nach dem geeigneten Arbeitsplatz und Lernpartner stellt.
Können die Schülerinnen und Schüler den Arbeitsplatz wählen, wirkt sich dies positiv auf das Sozialleben der Schulklasse aus. Zudem werden Störungen einzelner Schüler resp. Schülerinnen stark reduziert.
Worauf ist beim Umstellen des Schulzimmers zu achten?
Durch das Umstellen der Schulzimmer kann wesentlich mehr Verkehrsfläche geschaffen werden. Dazu muss das Schulzimmer zuerst von allem Verzichtbaren befreit werden. Nun gilt es festzulegen, wo die Kreissequenzen stattfinden sollen. Viele Lehrpersonen nutzen den Raum vor der Wandtafel, damit sie diese in den Unterricht einbeziehen können, wenn dies Sinn macht.
Gestelle, von der Wand abgedreht oder freistehend, strukturieren den Raum. Wo immer möglich werden Tische an die Wand oder an die Gestelle geschoben. So entstehen Arbeitsorte für das Arbeiten allein, mit Lernpartnern oder in Gruppen. Sehr bewährt hat sich der Beratungstisch.
Joachim Bauer plädiert in seinem Buch «Lob der Schule» für eine Schule als guten Ort. Positive Emotionen und Wohlbefinden sind Voraussetzungen für nachhaltiges Lernen. (J. Bauer, 2008).
Wer im Churermodell unterrichten will, braucht nicht das Commitment aller Lehrpersonen im Schulhaus. Es braucht die Bereitschaft, das Schulzimmer umzugestalten und den Mut, sich auf neue Erfahrungen einzulassen und vorhandene Freiräume zu nutzen.
Dies mit kleinem finanziellen Aufwand, viel Kreativität und Lust.